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< Internationales Amateur-Rennen in Pardubice
14.10.2002 06:25 Age: 22 yrs

By: Christian BRÄUER

Zwei FEGENTRI-Rennen in Alag - oder : Wo bleibt die sportliche Fairness?


Karin HOF und ich erhielten eine Einladung zu den FEGENTRI-Rennen in Alag am 8. September 2002. Nachdem unser letzter gemeinsamer Reitausflug sowohl sportlich erfolgreich als auch von abenteuerlichen Reiseerfahrungen geprägt war, sagten wir gerne zu: Alag liegt ja fast vor der Haustür, die Rennbahn ist uns bekannt, die zu reitenden Gewichte waren annehmbar - was sollte schon passieren?

Überpünktlich erreichten wir bei strahlendem Wetter Alag und nutzten die verbleibende Zeit für eine gründliche Bahnbesichtigung, Erfahrungsaustausch mit uns bekannten Amateurreitern und dem Abwägen unserer Chancen.

Karin bestritt das erste Rennen, ein Handicap über 1800m und äußerster Startbox. Wie es in unserem Sport üblich ist, sah Karin Ihr Pferd „Ctoto“ erstmalig im Führring und musste sich auf die Aussagen des Trainers und seine Order verlassen. Sollte man das auch wirklich immer tun? Ich glaube, seit diesem Ritt hat sie Ihre berechtigten Zweifel, und das kam so:

„Das Pferd ist eigentlich ganz einfach zu reiten, es macht auch beim Start keine Probleme. Bleib nach dem Start an mittlerer Position, sollte es jedoch wider Erwarten den Kopf in die Höh’ werfen, dann klopf ihm mit der Peitsche zwischen die Ohren...!“

- meinte der Trainer vor dem Aufsitzen.

Solchermaßen „informiert“ versuchte Karin den Aufgalopp ruhig zu beginnen, stand jedoch damit am Beginn ihres Höllenrittes. Das Ross schlug ständig mit dem Kopf, Karin blickte ihm nicht nur tief in die Augen, nein: in die Nüstern! Nur mit großer Anstrengung aller Beteiligten brachten sie das Pferd in die Startbox, und das Rennen wurde gestartet.

An das Suchen einer günstigen Position war jedoch nicht zu denken, unlenkbar galoppierte „Ctoto“ an die Spitze. Ich weiß nicht, ob Pferde noch nach vorne sehen, wenn sie mit zurückgebogenem Hals auf eine Kurve zurasen. Karin schaffte es dann doch, ihn in den Bogen „hineinzulenken“ und beendete das Rennen als Letzte, überglücklich heil absteigen zu können!

Das Herren-Rennen wurde über eine Distanz von 1100m gelaufen - gerade Bahn - also ohne dem graslosen und engen Knick vor der Einlaufgeraden. Wenn die Pferde halbwegs zu reiten sind, dann dürfte dieses Rennen geübten und international tätigen Amateurreitern keine Schwierigkeiten bereiten!

Der Ungar G. HARASZTI ritt einen Mitfavoriten von Startbox 1 aus, war gleich nach dem Start im Vorderfeld und blieb an den Rails. Ich musste von Beginn an mein Pferd „Napej“ kräftig unterstützen, hatte aber immer den Großteil des Feldes vor mir, womit ich das weitere Renngeschehen aus der „Reihe Fußfrei“ beobachten konnte.

In Alag geht es in der Geraden bis ca. 150m vor dem Ziel ständig bergauf, jeder wollte Punkte für die FEGENTRI sammeln, und Amateur E. SELTER aus Frankreich stürmte auf äußerster Spur mit „Terakotta“ bis auf die Höhe des führenden Ungarn vor. Nun begann er, ohne das Pferd zu lenken, wie wild links die Peitsche zu gebrauchen, wodurch „Terakotta“ über die ganze Bahnbreite nach rechts wegbrach und knapp vor dem Ziel den ganz an den Rails galoppierenden Ungarn behinderte.

Absolut regelkonform und für alle mit dem Rennsport befassten verständlich wurde der Franzose auf den 2. Platz zurückgesetzt.

Bereits bei der Siegerehrung war sein unsportliches Gehabe peinlich, fand aber dann darin seinen Höhepunkt, dass er den Verantwortlichen Konsequenzen der FEGENTRI androhte und sofort telefonisch versuchte, „Gott und die Welt“ über seine vermeintlich ungerechtfertigte Disqualifikation zu unterrichten.

Es hätten zwei schöne FEGENTRI-Rennen werden können. Es bleibt aber die Faszination solcher Bewerbe auf der Strecke, wenn Trainer solche Rennen mit „Untieren“ beschicken und durch Leugnen dieser Tatsachen das bereits vorhandene Risiko für den Reiter fahrlässig erhöhen. Und allzu oft wird offenbar, dass gewisse Reiter nicht unter Mangel an Erfolgen, wohl aber unter Mangel an innerer Größe leiden.

Wir müssen alle unseren Teil am Erfolg dieses großartigen Sportes beitragen!

 

Christian BRÄUER