By: Karin HOF
Durch meinen Sieg in Hamburg lag ich in der FEGENTRI-Wertung an fünfter Stelle und hatte deshalb auch das Glück, nach Amerika vom 17. bis 21. August 2002 eingeladen zu werden. Angesetzt waren zwei Rennen: eines am Sonntag auf der Rennbahn „Philadelphia Park“ und das zweite am Montag in „Delaware Park“. Es handelte sich um sogenannte Claiming races (Verkaufsrennen), die beide auf „dirt“ (Sand) gelaufen wurden.
Erschöpft kam ich am Samstag Abend in meinem Hotel in Philadelphia an. Dort wurde ich bereits von Pierre BELLOCQ (genannt „PEB“ – er ist der Karrikaturist der „Daily Racing Form“) dem Präsidenten des Amerikanischen Amateurverbandes, empfangen. Ich war später angekommen, als erwartet, da ich durch einen Irrtum im falschen Hotel gelandet war. Am nächsten morgen ging es mit den anderen 5 Reiterinnen (eingeladen waren noch: Elke SCHÜTZ/D, Anne-Sophie PACAULT/F, Gunnhild NAUSTDAL/N, Charmaine O’NEILL/IRL und Annie ELSEY/GB) zur Rennbahn „Philadelphia Park“. Dort mussten wir sofort eine Tageslizenz lösen - sogar Passbilder wurden gemacht! Leider gab es auch schlechte Nachrichten, es gab 4 Streichungen in unserem Rennen – betroffen war unter anderem Gunnhild.
Es war brütend heiß - 32 Grad. Der „backstretch“ (Stall-)Bereich war großzügig angelegt, obwohl „Philadelphia-Park“ eine eher kleinere Rennbahn ist. Riesige Satellitenschüsseln zierten den Parkplatz.
Sattelboxen und Führring waren in die Tribüne eingebaut. Jede Reiterin hatte ihren eigenen „vallet“ (Jockeydiener), der vor dem Rennen Helm samt Brillen (mind. 4) und Sattel (Gurten werden eigens zur Verfügung gestellt) übernahm. Nach dem Rennen übernimmt er Sattel, Rennhose und Stiefel und bringt sie binnen kürzester Zeit geputzt zurück. Auch für eisgekühlte Getränke sorgt der „vallet“!
Dann ging es aus den klimatisierten Räumen hinaus in die Hitze. Unser Rennen ging über 6 furlongs (1200m). Ich ritt „Top Guy“, einen 5jährigen Fuchshengst. Alle Pferde dieses Rennens liefen unter Lasix. Nach den zahlreichen Streichungen liefen nur noch 6 Pferde, meines war als fünftes getippt. Ich bekam Order, „Top Guy“ außen zu halten und an 3./4.Stelle zu gehen, er habe Speed. Nach dem Aufsitzen übergab der Führer uns der Ponyreiterin, mit der ich noch über „Top Guys“ lustige Schlappohren scherzte. Am Start wurde ich an das eingespielte Startpersonal weitergereicht. Selbst in der Startbox steht jemand am Trittbrett und hält das Pferd am Kopf.
Der Start verlief recht turbulent - das Pferd der Französin, direkt links neben mir, brach aus und stieß mich nach außen. Elke übernahm mit „Fast Jazz“ sofort das Kommando, danach folgte Anne-Sophie mit „Willo’Sweep“, wir lagen an dritter Stelle. Die Zielgerade ist nur 300m lang also begann ich bereits im Bogen zu reiten. Die Französin fiel zurück, sodass ich kurz an zweiter Stelle lag, während sich Elke leicht absetzte und leicht mit 6 ¼ Längen gewann. Kurz vor dem Ziel wurde ich noch „neck“ von Charmaine auf „Bidders Out“ abgefangen.
Abends besuchten wir ein feines Fischlokal in Downtown und anschließend eine Disco. Am nächsten Morgen ging es auf die Rennbahn „Delaware Park“. Diese Anlage war größer und grüner. Allerdings war der Besucherzustrom an diesem Montagrenntag nicht allzu groß. Die zahlreichen Slot-Maschinen des dazugehörigen Casinos waren allerdings sehr gut besucht. Diesmal gab es zum Glück keine Streichungen, alle 10 Pferde starteten. Unser Rennen ging über eine Meile und wurde auf Sand gelaufen. Favorit war “Mats Magic” (D. HODSDON/USA) vor “Muy Barato” (B. WATERMAN/USA) und “Aventura” (A.-S.Pacault). Mein Pferd „Secret Cat“ war immerhin als fünfter getippt. „Secret Cat“ war ein sehr großer, 3jähriger, dunkelbrauner Wallach. Ich hatte Order, in vorerst zu verstecken und ruhig galoppieren zu lassen - er solle ruhig atmen, er habe nämlich Atemprobleme. In der Gerade solle ich ihn dann nach außen nehmen, er habe Speed. „Secret Cat“ konnte nie mitgehen und so waren wir abgeschlagen Vorletzte.
Es gewann „Brule River“ mit L. OFFUTT/USA vor „Mats Magic“ (D. Hodsdon/USA) und „Mary’s Magic Fire” (G. Naustdal/N). Nach dem Rennen besorgten wir noch dies und das im auf der Rennbahn gelegenen „tack shop“. Pierre Bellocq lud uns abermals zum Abendessen ein. Nach und nach erwischte uns alle der jet-lag und so war die Disco für diesen Abend gestorben, zumal die meisten von uns am nächsten Tag bereits die lange Heimreise antraten. In Amerika Rennen zu reiten ist jedenfalls ein unvergessliches Erlebnis!